DIE MAGIE INDISCHER RAGAS
ZWISCHEN STILLE UND EKSTASE
Raga ist der legendenumwobene Kern der klassischen indischen Musiktradition. Ein Raga wird nach überlieferten Regeln in kunstvoller Improvisation immer wieder neu zum Leben erweckt und ist mit einer bestimmten Tages- oder Jahreszeit und Stimmung verbunden. Zur rechten Zeit am rechten Ort gespielt werden den Ragas starke harmonisierende, ja sogar magische Kräfte nachgesagt. Heute ist die Raga-Musik aber vor allem eine konzertante Kunstform, die seit den 1960er Jahren auch außerhalb Indiens große Resonanz findet.
Sitar und Tabla sind DIE indischen Instrumente. Schon mit den ersten Tönen schaffen die charakteristischen Klangfarben eine unverwechselbare hypnotische Atmosphäre.
Die Raga-Performance beginnt traditionell mit einer meditativen Einführung. Wie eine Geschichte aus Tönen wird der Raga dabei Schritt für Schritt entfaltet, ohne festes Metrum, angelehnt an den Atem des Musikers. Dann kommt die Tabla dazu, und mit ihr der Tala, ein erst langsam, dann immer schneller kreisender Rhythmus. Im improvisierten dialogischen Spiel von Thema und Variation verdichten Sitar und Tabla das musikalische Gewebe immer weiter, bis es in ein mitreißend virtuoses Finale mündet.
Eine vollständige Raga-Darbietung dauert bis zu einer Stunde am Stück. Dabei kann das Zeitgefühl völlig verloren gehen. Danach gibt es meist eine Pause und anschließend einen weiteren, kürzer gespielten Raga. Abgerundet wird das Programm oft mit einem freieren folkloristischen Stück.
Der Sitarist Yogendra
hat die Welt der klassischen indischen Ragas im Stil der Maihar-Gharana seit den 1980er Jahren bei Ali Akbar Khan und Partha Chatterjee studiert und sein Verständnis zuletzt bei Kushal Das und den Gundecha Brothers weiter vertieft. In den letzten Jahren hat er rund 100 Raga-Konzerte mit Tablabegleitung gegeben. Außerdem ist er mit seinem Weltmusiktrio Indigo Masala unterwegs. 2019 war Indigo Masala im Tanzstück Magnificat mit dem Leipziger Ballett und dem Gewandhausorchester in der Oper Leipzig zu sehen. Große Klangschönheit, feines musikalisches Gespür, klare Form, langer Atem, Lust an spontanen Ideen und ansteckende Spielfreude prägen Yogendras persönlichen Stil.
Tablabegleiter Ravi Srinivasan
wuchs in einer anglo-indischen Familie in Malaysia auf. Er lernte zunächst klassische westliche Musik auf der Geige und arbeitete in England als Orchestermusiker. Später kam er zum Jazz, begann zu komponieren und studierte Tabla bei Kamalesh Maitra in Berlin. Seine Bühnenpräsenz und Sensibilität und sein weiter musikalischer Horizont machen ihn zu einem ungemein vielseitigen und kreativen Begleiter. Ravi Srinivasan spielt in verschiedenen Jazz-, Folk- und Weltmusikformationen, gibt Solokonzerte für Kinder, begleitet indischen Kathak- Tanz und Raga-Musik und komponiert für Film und Theater.